50 Tage danach

Neulich, als ich Gott traf, fuhr mir ein wilder Wind durchs Herz. Ich horchte auf und spürte, wie ich angetrieben wurde. Eine leise Stimme flüsterte: „Verzeihe schnell, küsse langsam. Liebe aufrichtig. Lache unkontrolliert und vergiss niemals irgendetwas, was dich zum Lachen bringt.“

„Moment mal“, sagte ich, „das ist doch von Mark Twain!“

„Na und?“, meinte Gott und zwinkerte mir zu. „Mir gefällt das!“

Ich hörte auf mein Herz, das energisch schlug. Immer noch trieb ein Wind mich an. Ein Wind, der leise war wie ein stilles Säuseln und kein Blatt bewegte; ein Wind, der stark war wie ein Sturm und mich unaufhaltsam antrieb. „Was ist das?“, fragte ich verwirrt. Als ich mich umsah, bemerkte ich noch andere, die aus ihren Häusern gepustet wurden. Wir lachten uns zu, manche sangen, manche tanzten. Einige erzählten Geschichten und andere gingen zu den Einsamen der Stadt und luden sie ein. In der Kirche und auf der Wiese am Teich wurde gebetet. Irgendwer holte was zu essen. Der Wind umspielte uns alle warm.

„Du bist das“, sagte ich leise zu Gott und ließ mich treiben. Es war toll, vom Wind getragen mit den anderen zusammen zu sein. Nach einer Weile entdeckte ich, dass alle, die im Wind waren, ein Lichtlein bei sich hatten. Wie eine Flamme in ihren Augen und Herzen. Es strahlte und leuchtete und wer hinschaute, konnte es sehen. Wie schön das war!

„Die haben ja wohl einen über den Durst getrunken“, meinte jemand am Straßenrand. Wie baten ihn zu uns zum Essen und bald konnte ich auch bei ihm das Flämmlein sehen. „Siehst du, es ist ansteckend“, freute sich Gott.

„Ich wünschte, das würde immer so weiter gehen!“, seufzte ich glücklich.

„Tut es doch“, schmunzelte Gott, die mit einer bunten Girlande geschmückt war. „Seit tausenden von Jahren weht der Wind und leuchten die Flammen bei denen, die zu mir gehören.“

„Ich dachte, Wind und Feuer gab es zu Pfingsten“, überlegte ich. Gott erwiderte: „Da auch. Und es gibt keinen Grund, dass es aufhören sollte.“ Sie lächelte zufrieden.

„Ist das ein Versprechen?“, wollte ich wissen. Die Antwort wartete ich nicht mehr ab, denn der Wind blies mich schon wieder weiter. Jemand brauchte eine, die von Hoffnung erzählte. Aber die Flamme in mir leuchtete und ich war mir sicher: das ist für immer.

Herzliche Grüße von Ihrer und eurer
Pastorin Marion Hild

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