In Gottes Namen
Neulich, als ich Gott traf, schlug ich mir gerade mit einem Hammer auf den Daumen. „Himmel, A… und Zwirn!“ fluchte ich. Dann blickte ich in Gottes Angesicht und murmelte: „Oh. Sorry, ne.“ „Wofür bittest du um Entschuldigung?“
„Weil ich geflucht habe. Soll man doch nicht.“ „Du hast geflucht? Ich habe nur gehört, dass du Schmerzen hast.“ behauptete Gott und pustete auf meinen schmerzenden Daumen. Erstaunlicherweise half das, das tut es immer.
„Fluchen“, erläuterte Gott mir dann, „Fluchen heißt, jemand anderem Böses wünschen. Hast du das getan?“
„Höchstens dem blöden Hammer“, sagte ich und starrte das Werkzeug ärgerlich an. Gott nahm ihn und schlug mit einem einzigen, sauberen Schlag den Nagel ein. Dann lächelte er mir zu und sagte: „Ihr macht euch so oft Gedanken um Kleinigkeiten und vergesst dabei das große Ganze.“
„Kleinigkeiten?“, empörte ich mich. „Das war keine Kleinigkeit! Mein Daumen wird schon ganz dick und blau, guck mal!“
„Nicht dein Daumen. Das Fluchen!“ „Achso“, murmelte ich und versteckte meinen Daumen hinter meinem Rücken. Der war nämlich nach Gottes Puster überhaupt nicht dick und blau.
„Aber fluchen ist unanständig, das lernt man doch von klein auf“, beharrte ich dann. „Steht doch auch in der Bibel: du sollst den Namen Gottes nicht missbrauchen!“
„Ja, da stehe ich auch zu. Meine Namen sind Friedefürst und Wunder-Rat – unter anderem – und sie zusammen mit einem Fluch zu gebrauchen, wäre wirklich unanständig!“ sagte Gott mit einer gewissen Strenge in der Stimme. „Also doch“, meinte ich rechthaberisch, „fluchen soll man nicht.“
„Mensch!“, rief Gott, „ich sag dir mal, was du sollst: dich lieben und ehren. Und deine Nächste wie dich selbst. Kranke pflegen, Arme versorgen, Einsame besuchen. Nicht lügen, nicht betrügen, keine üble Nachrede. So schwer ist das doch nicht! Himmel, A… und Zwirn!“ Ich starrte Gott an. „Herrgott! Hast du gerade geflucht?“, fragte ich erschrocken.
„Nein! Ich habe mich aufgeregt! Weil ihr euch lieber über Regeln streitet als euch um das Wesentliche zu kümmern.“ Gott atmete einmal tief ein und wieder aus. „Fluchen ist quasi das Gegenteil von Segnen. Jemandem wirklich Böses zu wünschen: einen Unfall, eine Krankheit, Arbeitslosigkeit oder Liebeskummer. Das ist fluchen. Womöglich noch in meinem Namen!“
„Aber schimpfen ist okay?“, fragte ich nach. Gott griff nach dem nächsten Nagel und hob den Hammer an. „Manchmal muss man sich eben Luft verschaffen“, sagte Gott und schlug zu. „Au! Himmel, A… und Zwirn!“ Ich pustete auf seinen Daumen.
Herzliche Grüße, Ihre und Eure
Pastorin Marion Hild